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Mein Interview zum TV-Beitrag im BR

Kinder helfen Eltern: Wann wird Hilfe übergriffig?

Der Bayerische Rundfunk drehte einen Beitrag über das Thema, wenn erwachsene Kinder Eltern helfen. Zusammen mit der Expertin Petra Wieschalla (www.petrawieschalla.de) und ihrem Buch „Überlebenstipps für Elternkümmerer“ konnte ich selbst das Thema für mich lösen. Das brachte Ruhe und Entspannung in die Eltern-Kind-Beziehung und letztendlich in mich.

Interview Heinz Hobmeier BR Fernsehen

„Viele Kinder haben schwer erziehbare Eltern.“

Eine Postkarte mit diesem Spruch ist mir vor vielen Jahren mal von einer engen Freundin geschickt worden. Die Frage dabei ist, ob es die Aufgabe der Kinder ist, die Eltern zu erziehen und vielleicht noch ihre Vorstellungen in die Erziehungsarbeit einbringen.

Ich selbst habe diesen Fehler gemacht und war der Meinung zu wissen, was gut für meine Mutter und ihr Wohlbefinden wäre. Das hat viel Kraft und Energie gekostet und hat uns immer mehr distanziert.

Obwohl ich selbst im psychologischen Bereich tätig bin und es weiß, dass das zu weit geht, fehlte mir aufgrund der familiären Nähe der neutrale Blick von außen. Natürlich waren im ersten Moment Widerstände und ein Stück weit auch Scham spürbar, mich damit in die Öffentlichkeit zu wagen. Im Endeffekt war es aber die richtige Entscheidung, denn sie führte zur Lösung und beendete den Kampf zwischen uns und auch in mir selbst. Egal in welcher Situation, bei welcher Herausforderung, in welcher Krise kann ein Coaching sprichwörtlich Gold wert sein und uns den einen – oder viele – Schritt(e) weiterbringen im Leben.

Mahalo! Heinz


Der Beitrag von Markus Kaiser

Kinder helfen Eltern: Wann wird Hilfe übergriffig?

Hilfe kann nur gelingen, wenn der andere sie annimmt. Eine einfache Faustregel, die bei den eigenen Eltern aber manchmal vergessen wird. Autorin und Angehörigencoach Petra Wieschalla gibt Tipps für „Elternkümmerer“.

Heinz Hobmeier macht sich Sorgen um seine Mutter. Sie und er teilen ein traumatisches Erlebnis. Als er 25 Jahre ist, verstirbt sein Vater am plötzlichen Herztod. Einen großen Teil seiner Gefühle hat Heinz damals verdrängt, erinnert er sich. Er stürzte sich in seine Arbeit, engagierte sich in Gemeinde, Kirche und Feuerwehr. Irgendwann hatte er einen Burn-Out.

„Mein Betriebsarzt hat gesagt: ‚Wann willst Du jetzt endlich was machen?’“, erinnert er sich heute. Heinz nimmt sich den Ratschlag zu Herzen und macht eine Therapie. Sein Trauma habe er inzwischen aufgearbeitet und damit mehr Lebensqualität gewonnen, sagt er.

Das wünscht er sich jetzt auch für seine Mutter. Auch sie könne, so meint er, von einer Therapie profitieren. „Doch wenn ich ihr sage, sie soll sich psychologische Hilfe suchen, dann sagt sie, dass sie schließlich nicht spinne.“ Seine Mutter möchte sich nicht mit ihrer Psyche auseinandersetzen. Für Heinz eine schwierige Situation.

Wie kann Hilfe auf Augenhöhe gelingen?

Petra Wieschalla ist Coach für „Elternkümmerer“. Sie weiß, wie sehr sich Kinder oft in einem Zwiespalt zwischen Trauer, Ärger, Wut und Liebe befinden, wenn sie sich um ihre älter werdenden Eltern kümmern. „Die eigenen Eltern werden immer anders betrachtet, wie eine eigene ‚Spezies'“, sagt Wieschalla. „Man macht sich mehr Sorgen und wünscht sich entweder mehr Verbundenheit oder mehr Einsicht von ihnen, dass man ihnen was Gutes tun will.“

Sie erlebt als Beraterin, wie oft die Hilfe der Kinder von oben herab kommt und die Augenhöhe verloren geht. „Sätze wie ‚Ich habe dir doch gesagt …‘ oder ‚Du musst …'“ erschweren die Hilfe.“ Solche Sätze kämen nie gut an, sagt Petra Wieschalla. Doch oft denken Kinder, die Probleme der eigenen Mutter oder des Vaters zu kennen und präsentieren ihnen dabei gerne gleich eine fertige Lösung.

„Wenn jemand alleine in seiner Wohnung ist und nicht mehr für sich sorgen kann, nicht mehr einkaufen und kochen kann, abmagert, dann muss man helfen“, sagt Wieschalla. „Wenn es aber nur darum geht, ‚Mama, du musst mehr Sport machen‘ und sie sagt, ‚Ich habe keine Lust‘, dann muss man das akzeptieren. Und dazwischen gibt es eine große Bandbreite.“

„Wir können unsere Eltern nicht vor dem Leben beschützen“

Wenn es wie bei Heinz Hobmeier um die Frage geht, ob eine Psychotherapie das Richtige für Mutter oder Vater ist, sei Vorsicht geboten. Nicht immer sei es sinnvoll, in Erinnerungen herumzustöbern, meint Petra Wieschalla. „Menschen aus der Nachkriegsgeneration haben so viele Dinge erlebt, das können wir uns gar nicht vorstellen.“ Das Nicht-Hinschauen sei bei ihnen oft ein Selbstschutz gewesen.

„Die Selbstbestimmung der Eltern ist zu wahren. Es ist besser zu sagen: ‚Wenn du da nicht hinschauen willst, möchte ich dich auch nicht zwingen'“, sagt Petra Wieschalla. Geschickter formuliert: „Es gibt Möglichkeiten, mir hat das gutgetan. Wenn Du magst, unterstütze ich Dich.“ So könne eine Beziehung auf Augenhöhe entstehen.

Auch diesen Ratschlag nimmt sich Heinz Hobmeier zu Herzen und erkennt mit Blick auf seine Mutter: „Ich habe die Anerkennung für ihren Lebensweg ein Stück weit aus den Augen verloren“. Auch die eigenen Eltern sind erwachsene Menschen – darauf muss Petra Wieschalla manche „Elternkümmerer“ hinweisen. „Wir können unsere Eltern nicht vor dem Leben beschützen.“

Das Buch „Überlebenstipps für Elternkümmerer: Eltern begleiten, Fallen vermeiden“ von Petra Wieschalla ist im Ernst Reinhardt Verlag erschienen.

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